Auf der Empore befindet sich die 1975 von der Trierer Orgelbau-
firma Sebald erbaute Orgel. Die Firma wurde 1935 von Eduard
Sebald zunächst mit dem Klavierbauer Max Brandt gemein-
sam gegründet und hatte sich schon in den 1930er und 1940er
Jahren einen guten Ruf in der Region erarbeitet. Gestützt auf
positive Gutachten des Komponisten Hermann Schroeder für
Sebalds erste Orgelwerke, konnte die Firma bis 1942 bereits
über zehn Orgelneubauten errichten. Der Schwerpunkt der
Tätigkeit lag dabei in der Region Eifel, Mosel, Hunsrück sowie
dem heutigen Saarland. Nach dem Tod Sebalds 1952 über-
nahm zunächst dessen Witwe die Firmengeschäfte, bis 1972
Rudolf Oehms (191 3-1992), langjähriger Mitarbeiter Sebalds
und Vetter des damaligen Trierer Domorganisten, als neuer
Inhaber die Firma übernahm. Offiziell lautete der Firmenname
nun >>Orgelbau Trier, Rudolf Oehms<<, dennoch hielt sich der
Name Sebald, unter dem auch die neuen Orgelwerke im jähr-
lich erscheinenden Orgelspiegel aufgeführt wurden. Bis zum
Erlöschen der Firma mit dem Tod Rudolf Oehms im Jahr 1992
baute die Firma Sebald/Oehms 231 neue Orgeln schwerpunkt-
mäßig im Bistum Trier. lm näheren Umkreis von St. Paul stehen
in der JVA in Wittlich sowie in der Kirche Maria Himmelfahrt in
Bombogen Sebald-Orgeln.
Die Orgel in St. Paulträgt keine Opuszahl, im Werkverzeich-
nis der Firma Sebald wird sie jedoch unmittelbar vor der Orgel
mit der Opuszahl 167 aufgelistet. Die Einweihung erfolgte am
8.Juni 1975, bei der Karl Raas, der damalige Organist am Mis-
sonspriesterseminar der Steyler Missionare in St. Augustin und
spätere Domorganist von St. Gallen, spielte.
Die 13 Register der St. Pauler Orgel verteilen sich auf ein
schwellbares Brustwerk, ein Haupt- und ein Pedalwerk. Das
fünfregistrige Brustwerk befindet sich unmittelbar oberhalb
des Spieltischs. Darüber im oberen Teil der Orgel stehen hinter
einem 4'-Prospekt, der aus den Pfeifen der Register Principal
4‘ des Hauptwerks und Choralflöte 4‘ des Pedalwerks gebildet
wird, die Pfeifen der fünf Register des Hauptwerks. Hinter den
beiden Manualwerken, von außen nicht sichtbar, befinden sich
die Pfeifen des Pedalwerks. Spiel- und Registersteuerung der
Orgel sind rein mechanisch.
Disposition:
l. Hauptwerk
Rohrflöte 8'
Principal4'
Gemshorn 2'
Mixtur 1tfu'3f.
Krummhorn 8'
Tremulant
Koppel ll/l ll. Brustwerk
Holzgedackt 8'
Spitzflöte 4'
Principal 2'
Sesquialtera 1-2f .
Quinte 1 t/3'
Tremulant Pedalwerk
Subbaß 16'
Hohlflöte 8'
Choralflöte 4‘
Koppel l/P
Koppel ll/P
Neben den 13 klingenden Registern verfügt die Orgel über je
einen Tremulant in beiden Manualen sowie über drei Normal-
koppeln, die mit Trittschaltern zu bedienen sind.
Finanziert durch Spendengelder, die auf Initiative des
>Fördervereins Autobahnkirche St. Paul e. V.< zusammengetragen
wurden, konnte 2015 der Auftrag für eine grundlegende Reini-
gung und Neuintonation an die Orgelbaufirma Fasen aus Ober-
bettingen/Eifel vergeben werden. Die 1994 gegründete Firma
hat sich neben dem Bau neuer Orgeln einen Namen auf dem
Gebiet der Restaurierung historischer Orgeln gemacht. Ziel
des Familienbetriebs ist es, diese Instrumente als Klangdenk-
mäler ihrer jeweiligen Zeit zu erhalten oder zu rekonstruieren.
Außerdem stellt die Wartung, Reinigung und Renovierung jün-
gerer Orgeln einen wichtigen Arbeitsschwerpunkt der Firma
dar. Orgelbaumeister Hubert Fasen, der bei der Firma Sebald/
Oehms seine Lehrzeit absolvierte, hatte in den vergangenen
20Jahren bereits vielfach Gelegenheit, einige der inzwischen
in die Jahre gekommenen Sebald-Orgeln zu überarbeiten und
zu deren klanglicher Verbesserung beizutragen.
Bei der Nachintonation der Orgel in St. Paul wurden insbe-
sondere die 8'-Register stärker hervorgehoben und die scharf
klingenden 2'-Register und Mixturen in der Lautstärke zurück-
genommen. Dies führte zu einem grundtönigen, gut tragenden
Klang der Orgel. Das Register Scharff 1'aus dem Brustwerk, das
ursprünglich aus zwei Pfeifenreihen bestand, wurde auf eine
Pfeifenreihe reduziert und zum Register Quinte 1 1/3'geändert.
Damit steht im Brustwerk das gesamte Klangspektrum eines
Kornetts zur Verfügung. Die beiden Manualwerke unterschei-
den sich nun in ihrer Disposition deutlicher voneinander und
bieten dadurch eine größere Vielfalt an Klangmöglichkeiten
gerade für die Orgelmusik der Barockzeit.
Christian George
Abdruck mit freundlicher Genehmigung von:
Edition Kritische Ausgabe, Projekt des Vereins der Freunde und Förderer
der Zeitschrift Kritische Ausgabe e. V.
herausgegeben von Benedikt Viertelhaus